Einleitung

200 Jahre Volkskirche und Glaubenskirche im Salzkammergut

Vier oberösterreichische Gemeinden feiern im Jahre 1982 die 200-Jahr-Feier des ersten evangelischen Gottesdienstes nach dem Toleranzpatent: die Gemeinden Scharten, Wal-lern, Rutzenmoos und Goisern.

Man kann von der Glaubensgeschichte Goiserns nicht sprechen, ohne die Glaubensgeschichte des Salzkammergutes miteinzubeziehen. Die Gemeinde Goisern umfaßte ja nach der Veröffentlichung des Toleranzpatentes das gesamte Salzkammergut.

Unter Salzkammergut verstehen wir jenes ursprüngliche Kammergut, das 1561 als das ‚Fürstliche Kleinod des Salzsiedens' bezeichnet worden ist und im Süden vom Dachstein-massiv, im Norden vom Traunsee mit der Stadt Gmunden begrenzt wird. Dieses Gebiet hat im Lande ob der Enns immer eine Sonderstellung eingenommen.

a) In geographischer Hinsicht
Es war ein abgeschlossenes und schwer zugängliches Gebiet, offen nur gegen das Wolfgangland, aus dem oft genug salzburgische Truppen eingedrungen sind, sonst nur über den See und über ein paar Pässe zugänglich.

b) In wirtschaftlicher Hinsicht
Zur Zeit der Reformation war das ganze Land ein Großbetrieb. 90 Prozent der Bevölkerung waren im Salzwesen beschäftigt. Bei allen sozialen Unterschieden zwischen Beamtenschaft und Arbeiterschaft schloß die Zugehörigkeit zum Salzwesen ein gemeinsames Band um sie.

c) In charakterlicher Hinsicht
Als unmittelbare Untertanen des Kaisers, der nur durch den Salzamtmann von Gmunden und den Pfleger auf Wildenstein vertreten war, haben die Bewohner des Salzkammergutes niemals die Versklavung und Willkürherrschaft kennengelernt, die die Bewohner des Hausruck- und Mühlviertels durch die Grundherrschaft des Adels zu erdulden hatten. Das Selbstgefühl kaiserlicher Kammergutarbeiter, ein größerer Raum von Freiheit und Unabhängigkeit ergab einen Menschenschlag, der sich von der übrigen Bevölkerung des Landes ob der Enns merklich abhob.
Zumutungen, die das Rechtsgefühl des Volkes verletzten, wurden nicht hingenommen.

d) In kirchlicher Hinsicht
Alle Pfarren des Kammergutes mit Ausnahme von Gmunden und Altmünster waren in das Benediktinerinnenkloster von Traunkirchen inkorporiert, das heißt, die Pfarrstellen wurden von hier aus besetzt.

Literaturliste

1. Kristian Sotriffer „Das Salzkammergut", OÖ. Landesverlag

2. "Glaubensspaltung und Landstände im Osterreich ob der Enns 1525-1602" Feichtinger-Verlag 1936

3. „Schicksalsbuch der Evangelischen Kirche in Österreich" von Friedrich Selle Fruche-Verlag 1928

4. „Luther und das Landl" von J. E. Koch, Strauch u. Krey-Verlag, Leipzig, 1931

5. „Christoph Fr. Salomon Kästner, der erste Toleranzpastor von Goisern, Gosau und Hallstatt" von Dieter Wölfel, Jahrbuch der Geschichte d. Protestantismus in Österreich

6. Handschriftlicher Nachlaß des Superintendenten Friedrich Koch in Gmunden, gestorben 1928

7. „Chronik der Gemeinde Goisern" von Franz Laimer

8. „Evangelisches Österreich" - Ein Gedenkstätten-Führer, Hrsg. Bischof Oskar Sakrausky, Wien o. J.